Informationen über Reifen

Für das ungeschulte Auge mögen Reifen gleich aussehen, aber ein näherer Blick zeigt die Errungenschaften moderner Technik und Designs. Heutzutage bieten Reifen deutlich mehr Komfort als Modelle aus der Vergangenheit. Heute gibt es äußerst komplexe Reifen, die aus bis zu 200 verschiedenen Rohstoffen hergestellt werden. Auch das Design spielt für die Käufer eine immer bedeutendere Rolle. Reifenhersteller arbeiten an der Entwicklung von Sommer- und Winterreifen, die stilvoll, qualitativ und technisch optimal gestaltet sind.

Radial- und Diagonalreifen

Heutzutage machen Radialreifen den Großteil der Reifen auf dem Markt aus. Radialreifen wurden 1946 eingeführt und sind seitdem ein voller Erfolg. Zuvor wurden sogenannte Diagonalreifen benutzt. Der Unterschied besteht in der Ausrichtung des Textilcords zur Fahrtrichtung. In einem Diagonalreifen war der Textilcord diagonal zur Rollrichtung angebracht, während er in einem Radialreifen radial zur Fahrtrichtung platziert wurde. Diese Weiterentwicklung führte zu einer erheblichen Verbesserung der Reifeneigenschaften, sodass heutzutage beinahe ausschließlich Radialreifen produziert werden.

Aufbau

Ein Reifen besteht aus einer Textilcord-Einlage (1) aus Textilfasern. Diese sind meist von Gummi ummantelt und bilden die äußere Schicht der Karkasse. Der Stahlgürtel (2) ist der Kern des Reifens. Er besteht aus in Kautschuk eingebetteten Stahldrähten und sorgt dafür, dass der Reifen fest auf der Felge sitzt. Der Wulstkern (3) besteht unter anderem aus Nylon. Er ist wichtig für präzises Lenken und Stabilität beim Fahren und verbindet Rad und Reifen miteinander. Die Lauffläche (4) eines Reifens besteht aus einer Kombination von Naturgummi, sogenanntem Kautschuk und synthetischem Gummi. Das Reifengummi sowie das Profil sind für gute Fahreigenschaften verantwortlich. Es bestimmt über Spurentreue, Wasserableitung und Bremsvermögen des Fahrzeugs.

Reifenprofil

Das Profil jedes Reifens ist von besonderer Wichtigkeit für die Fahreigenschaften. Das Profil sorgt unter anderem für Bodenhaftung, Traktion und Wasserableitung. Auch Fahrkomfort, Kraftstoffverbrauch und Geräuschpegel des Reifens werden entscheidend vom Profil beeinflusst. Reifenprofile können in vier Kategorien unterteilt werden:

  1. Standardprofil: Der Reifen weist insgesamt die gleichen Eigenschaften auf, unabhängig davon, wo er montiert ist.
  2. Asymmetrisches Profil: Die Lauffläche des Reifens ist in zwei oder mehrere Teile untergliedert, sodass eine Seite innen und die andere Seite außen sein muss. Bei asymmetrischen Reifen sind Innen- und Außenseite gekennzeichnet.
  3. Richtungsspezifisches Profil: Bei manchen Reifen zeigt das Profilmuster in Fahrtrichtung. Das sorgt für besseren Wasserablauf bei höheren Geschwindigkeiten. Solche Reifen sind mit Pfeilen in Fahrtrichtung gekennzeichnet.
  4. Darüber hinaus gibt es auch Reifen, die sowohl ein richtungsspezifisches als auch ein asymmetrisches Profil aufweisen. Bei dieser Reifenart gibt es linke und rechte Reifen.

Längsprofil

Das Längsprofil beeinflusst die Spurtreue eines Reifens und ist wichtig für die Wasserdrainage. Darüber hinaus haben die Längsrillen auch Einfluss auf die Geräuschemission des Reifens.

Querprofil

Das Querprofil ist entscheidend für das Fahrgefühl und Bremsvermögen. Es wirkt sich positiv auf den Wasserablauf aus, sorgt aber für einen höheren Geräuschpegel beim Fahren.

Lamellen

Reifenlamellen sind feine Einschnitte auf den Profilblöcken der Reifen. Sie wirken sich auf die Bodenhaftung und das Bremsvermögen positiv aus, haben aber einen negativen Einfluss auf die Fahrstabilität. Sind die Lamellen an den richtigen Stellen angeordnet, sorgen sie für eine lange Lebensdauer des Reifens und senken die Geräuschemission.

Kennzeichnungen der Reifen

  1. Hersteller und Modellname
  2. Beispiel Reifengröße: 195/65 R15. 195: Diese Zahl steht für die Breite des Reifens an der breitesten Stelle in Millimeter. 65: Gibt die Höhe des Reifens an und wird im Verhältnis zur Höhe in Prozent angegeben. 15: Bezeichnet den Innendurchmesser der Felge. Das R bei der Größenkennzeichnung steht für Radialreifen.
  3. Die Geschwindigkeitsangabe bezeichnet die empfohlene Höchstgeschwindigkeit eines Reifens.
  4. Der Belastungsindex gibt an, welcher maximalen Belastung der Reifen standhält.
  5. Beispiel Seriennummer und Herstellungsdatum: 3502. Ein Reifen dieser Kennzeichnung wurde in der 35. Kalenderwoche des Jahres 2002 produziert.

Weitere Kennzeichnungen

M+S: Matsch und Schnee. Reifen mit dieser Markierung wurden für den Gebrauch unter winterlichen Bedingungen entwickelt. Obwohl M+S-Reifen als Winterreifen zählen, empfiehlt der ADAC bei Schnee und Glätte Reifen mit dem Schneeflocken-Symbol zu benutzen. XL, EL – Extra Load, sind Reifen, die bei höherem Luftdruck größerer Belastung standhalten.

Belastung und Geschwindigkeit

Die Belastungs- und Geschwindigkeitskapazität eines Reifens wird, ebenso wie seine Ausmaße, auf dem Reifen angegeben. Für nähere Informationen darüber, was diese Bezeichnung auf Ihrem Reifen bedeutet, klicken Sie auf Belastungsindex und Geschwindigkeitsindex.

195/65 R15 91H

Die 91 in dieser Kennzeichnung steht für das Maximalgewicht, mit dem ein Reifen beladen werden kann. Der Buchstabe H bezeichnet die Höchstgeschwindigkeit, die für den Reifen empfohlen wird. Mehr dazu können Sie in unseren Erklärungen zum Geschwindigkeits- und Belastungsindex nachlesen.

Winterreifen

Wechseln Sie Ihren Reifen rechtzeitig, bevor der Winter kommt!

Geprüfte Winterreifen

Winterreifen sind Reifen, die besonders für winterliche Witterungs- und Straßenverhältnisse geeignet sind. In Deutschland sind alle Reifen mit den folgenden Bezeichnungen als Winterreifen anerkannt: M+S, M.S., M&S, M-S, MS oder Mud and Snow – Matsch und Schnee. Für Fahrten in den Alpen oder in Skandinavien bieten wir auch Winterreifen mit Spikes, die in Deutschland verboten sind. Manche Fahrzeuge sind von der Winterreifenpflicht ausgenommen. Dazu gehören etwa forst- und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. Da deren Reifen über ein sehr tiefes Profil verfügen, sind sie auch für winterliche Straßenverhältnisse geeignet und müssen keine speziellen Winterreifen aufziehen.

Gesetzeslage über Winterreifen

In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. Bei Schnee, Schneematsch, Schneeglätte, Reifglätte und Glatteis muss mit Winterreifen gefahren werden. Für Lastwagen gilt eine Winterreifenpflicht nur auf den Antriebsachsen. Für Reisebusse zur Personenbeförderung wird jedoch ein kompletter Satz Winterreifen empfohlen. Die Winterreifenpflicht gilt prinzipiell auch für Motorräder. Bitte beachten Sie auch, dass europaweit keine einheitlichen Regelungen bezüglich des Gebrauchs von Winterreifen gelten. So muss etwa in Schweden von Anfang Dezember bis Ende März grundsätzlich mit offiziell anerkannten Winterreifen gefahren werden.

Profiltiefe

Grundsätzlich gilt auch bei Winterreifen die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm. Empfohlen werden jedoch mindestens 4 mm Profiltiefe.

Winterreifen für Anhänger

In Deutschland gilt die Winterreifenpflicht für Kraftfahrzeuge wie Personenwagen und Motorräder. Busse und Lastwagen über 3,5 Tonnen müssen auf den Antriebsachsen Winterreifen aufziehen. Anhänger gelten nicht als Kraftfahrzeuge und benötigen daher keine Winterreifen.

Spikereifen

In Deutschland besteht ein generelles Spikeverbot für Winterreifen. Die einzige Ausnahme ist ein Bereich von 50 km in der Nähe der österreichischen Grenze.

Winterliche Straßenverhältnisse

Als winterliche Straßenverhältnisse gelten Schneematsch, Reif- und Schneeglätte sowie Glatteis auf Teilen oder der gesamten Fahrbahn.

Reifen mit oder ohne Spikes?

Unterschiedliche Winterreifen haben unterschiedliche Eigenschaften. Die Wahl Ihres Winterreifens ist abhängig von Ihren Fahrgewohnheiten und bei welchen Straßenbedingungen Sie gewöhnlich fahren. In Deutschland gilt allerdings ein Spikeverbot auf allen Straßen. Es gibt im Handel Winterreifen mit Spikes und Winterreifen ohne Spikes, sogenannte Friktionsreifen. In der Regel bieten Spikereifen bessere Bodenhaftung auf eisigem Untergrund. Bei frischem Schnee dagegen werden Friktionsreifen als besser geeignet eingestuft. Bei festem Schnee gelten sowohl Friktionsreifen als auch Spikereifen als geeignet. Ein Sommerreifen ist keine Alternative zum Friktionsreifen. Die Gummigemische von Sommerreifen verhärten bei niedrigen Temperaturen und die Bodenhaftung nimmt stark ab. Auch Winterreifen sind für den Sommer nicht geeignet, da sie speziell für winterliche Verhältnisse entwickelt wurden. Der Unterschied zwischen den Fahreigenschaften von Spikereifen und Reifen ohne Spikes hat mit der Weiterentwicklung der Friktionsreifen deutlich abgenommen. Mittlerweile gibt es auch Friktionsreifen, die ähnlich gute Eigenschaften aufweisen wie Spikereifen. Unabhängig vom Reifen ist es im Winter natürlich essenziell, dass Sie, den Bodenverhältnissen entsprechend, langsam und vorsichtig fahren.

Im Sommer mit Winterreifen fahren

Es ist nicht verboten, im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Allerdings empfiehlt sich das Fahren mit Sommerreifen. Die Fahreigenschaften von Winterreifen sind bei sommerlicher Witterung deutlich schlechter. Zudem werden die Reifen bei höheren Temperaturen auch übermäßig abgenutzt, da sie aus einem weicheren Gummigemisch gefertigt sind. Auch der Kraftstoffverbrauch wird somit ungünstig beeinflusst.

Reifen-/Felgengröße ändern

Ein Wechsel der Reifen- und Felgengröße ist in Deutschland erlaubt. Bei Wechseln zu Maßen, die der Hersteller nicht empfiehlt, geschieht der Wechsel auf eigene Verantwortung. Voraussetzungen für eine Änderung sind:

Selbstverständlich sollten Reifen und Felgen die maximale Achsenbelastung und die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs nicht übersteigen.

Altern der Reifen

Vor der Verwendung an einem Fahrzeug altern Reifen in der Regel nur unbedeutend. Korrekte Lagerung wirkt sich positiv auf die Lebensdauer eines Reifens aus, während falsche Lagerung diese verkürzt. Reifen, die 3-5 Jahre angemessen gelagert wurden, verfügen noch über optimale Eigenschaften. Nachdem Reifen 5-6 Jahre gefahren wurden, sollte man sie sorgfältig untersuchen und bei Rissen oder anderen Beschädigungen austauschen, auch wenn die Profiltiefe noch in Ordnung ist.

Runderneuerte Reifen

Ein runderneuerter Reifen ist ein Reifen, der aus benutzten Reifen hergestellt wurde. Beim Fahren wird die Lauffläche des Reifens abgenutzt. Wenn die Karkasse des Reifens noch intakt ist, wird bei der Runderneuerung eine neue Lauffläche aufgezogen. Der Reifen kann nun wieder gefahren werden. Runderneuerungen werden seit einigen Jahren aktiv betrieben. Heutzutage fahren etwa die Hälfte aller Lkws in Deutschland mit runderneuerten Reifen. Runderneuerte Reifen zu kaufen ist umweltfreundlich und preiswert. Das Reifenmaterial zu recyceln spart Energie, Rohstoffe und Geld. Für einen runderneuerten Reifen wird nur ein Drittel der Rohstoffe verbraucht, die für die Herstellung eines neuen Reifen aufgewendet werden. Daher ist auch der Preis für Sie als Endnutzer besonders attraktiv. In unserem Webshop erhalten Sie runderneuerte Reifen insbesondere der Firmen Winter Tact und Agi.

Holen Sie das Meiste aus Ihrem Reifen heraus!

Es ist wichtig, dass Sie Ihre neu gekauften Reifen pflegen. So verhindern Sie übermäßige Abnutzung und senken die Unfallgefahr. Abgefahrene Reifen stellen eine der größten Gefahren im Verkehr dar und gelten als eine der häufigsten Unfallursachen. Durch regelmäßiges Überprüfen Ihrer Reifen holen Sie einige Jahre mehr aus Ihren Reifen heraus und sind zudem sicher unterwegs!

Luftdruck

Kontrollieren Sie den Luftdruck Ihrer Reifen regelmäßig. Es wird empfohlen, mindestens einmal monatlich den Druck zu überprüfen. Die Luft in den Reifen trägt das Gesamtgewicht Ihres Fahrzeugs und bestimmt so über die Fahreigenschaften. Fahren mit falschem Luftdruck verschlechtert Ihre Fahreigenschaften und sorgt für übermäßige Abnutzung der Reifen. Kontrollieren Sie den Luftdruck generell nur bei kalten Reifen.

Profiltiefe

Überprüfen Sie die Profiltiefe Ihrer Reifen regelmäßig. Kleine Erhebungen in den Rillen Ihres Profils zeigen den Grad der Abnutzung an. Wenn der Reifen bis zu diesen Anzeigern abgefahren ist, sollte der Reifen umgehend ausgetauscht werden, da er dann die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm erreicht hat. Der ADAC empfiehlt Reifen bei 3 mm Profiltiefe zu wechseln, da sich die Fahreigenschaften bei geringer Profiltiefe rapide verschlechtern. Auch für Winterreifen gilt in Deutschland die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm. Hier ist es allerdings besonders entscheidend die Reifen rechtzeitig zu wechseln, um ein übermäßiges Unfallrisiko vorzubeugen. Der Bremsweg etwa verlängert sich bei stark abgefahrenen Reifen um einige Meter.

Meiden Sie Bordsteinkanten

Vermeiden Sie auf Bordsteinkanten zu fahren. Sie riskieren dabei nicht nur Schäden an Reifen und Felgen, sondern auch an anderen Teilen Ihres Autos. Eine Bordsteinkante kann die Spureinstellung verändern und damit zu übermäßiger Reifenabnutzung führen. Häufig sind Schäden durch Bordsteinkanten nicht sofort sichtbar. Wird das nicht erkannt, können die Schäden zu einem gesteigerten Unfallrisiko beim Fahren führen.

Vertauschen von Vorder- und Hinterreifen

Vorder- und Hinterreifen nutzen sich auf unterschiedliche Weise ab. Daher ist es ratsam, Ihre Vorder- und Hinterreifen in regelmäßigen Abständen zu vertauschen. So erreichen Sie eine gleichmäßige Abnutzung aller Reifen. Beachten Sie, dass die besten Reifen immer hinten montiert werden sollten.

Die Spureinstellung überprüfen

Es ist sehr wichtig, dass alle Räder Ihres Fahrzeugs richtig eingestellt sind. Eine falsche Spureinstellung verschlechtert die Fahreigenschaft und führt zu ungleichmäßiger Abnutzung der Reifen. Durch regelmäßige Überprüfung der Radstellung an Ihrem Fahrzeug können Sie eine ungleichmäßige oder übermäßige Abnutzung Ihrer Reifen vorbeugen.

Quellen

Text: The Scandinavian Tire & Rim Organization, ADAC

Grafik: Carbibles.com